Bei Betriebskilometer 1,986 führt die Deusener Brücke die Weidenstraße über den Dortmund-Ems-Kanal. Sie trägt die Brückennummer 1 und wurde 1953 mit einer Stützweite von 56,00 Metern und einer Breite von 10,50 als Fachwerkbrücke errichtet. Im Rahmen des Ausbauprogramms für den Kanal ist eine Verbreiterung vorgesehen durch eine Verlegung des westlichen Ufers. Die neue Brücke ist in der gleichen Trasse, jedoch mit größerer Stützweite geplant.
Seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte haben Brücken eine starke Faszination ausgeübt. Ihre große Monofunktionalität hat in der Geschichte immer wieder zu überragenden einprägsamen Gestalten geführt. In der Neuzeit, bis zum 18. Jahrhundert, war dies eine Leistung des Ingenieur-Architekten, dann begann die Spezialisierung des Berufsbildes.
Brücken sind heute eigentlich eine Aufgabe der Bauingenieurin oder des Bauingenieurs. Architektinnen und Architekten sind in den letzten 30 Jahren in wenigen Fällen beteiligt worden. Gestalterische Aspekte traten häufig in den Hintergrund. Erst in jüngster Zeit beginnt das Bewusstsein über die umweltprägende Wirkung von Brücken wieder an Bedeutung zu gewinnen.
Brücken werden als Objekte von vielen Menschen benutzt, wahrgenommen, erlebt; sie stehen sozusagen in der Öffentlichkeit. Über ihren rein funktionalen Charakter hinaus hat sich für Benutzer – aus der Geschichte gewachsen – ein hoher Symbolwert herausgebildet. Brücken sind zum Symbol der Technik, der Verbindung, der Überwindung von Grenzen geworden. Hieraus leitet sich ein hoher Gestaltungsanspruch für diese Aufgabe ab. Die Optimierung von Kraftflüssen, die Minimierung der Kosten ist alleine noch keine Voraussetzung für eine gelungene Brücke.
Hohe Gestaltqualität von Brücken ist in direkter Wechselbeziehung zwischen Form und Funktion entstanden, zum anderen aus ihrer Einpassung in eine landschaftliche / städtebauliche Situation, eine Brücke ist kein losgelöstes, in sich selbständiges Bauwerk.
Der Entwurf für die neue Brücke wird unvoreingenommen von den Standard-Lösungen entwickelt und berücksichtigt alle Belange des Ingenieurs, des Architekten und der Ausführung.
Aus dem Genius Loci – vorwiegend balkenartige Brücken in flacher Kanallandschaft – leitet sich für die neue Brücke der Entwurf als skulptural-monumentale Interpretation des Prinzips Balkenbrücke ab. Zwei Vollwandträger aus Cortenstahl lagern erhöht auf je zwei Sichtbetonstelen, die Fahrbahn aus sehr schlanken Betonfertigteilen ist an Stahlseilen abgehängt.
Die Konstruktionselemente werden damit so eingesetzt, daß ein einprägsamer Ort entsteht: Es entsteht ein eindeutiger, wiedererkennbarer Raum auf der Brücke; die Überfahrt über die Brücke wird durch die entstandene Torsituation markant; das gewählte Konstruktionsprinzips hat einen einprägsamen narrativen Ansatz, welcher Lasten, Hängen und Tragen trennt und klar ablesbar macht. Die Wahl der unterschiedlichen Materialien stützt diesen Entwurfsgedanken zusätzlich.
Handzeichnungen in Bleistift auf Transparent, flächig ausgearbeitet in Graphit, Schraffuren.